Der Haupteingang in den künftigen Migros-Supermarkt befindet sich auf dem Niveau des Stedtlis.
Die Fassade des neu geplanten Bauwerks vom Aarberger Bahnhof her betrachtet.
Soeben wurde das Siegerprojekt des Migros-Neubaus der Oeffentlichkeit vorgestellt. Das Stedtli erhält damit an seinem Tor eine Art „Facelifting“. Zur Knacknuss für die Planer könnte die Verkehrsgestal-tung auf der Bahnhofstrasse werden.
Viele waren überrascht, als sie am Informations-Abend die ersten Bilder des geplanten Neubaus zu Gesicht bekamen. Insbesondere, dass der Haupteingang in den Migros-Supermarkt auf dem Niveau des Stedtlis zu liegen kommt, empfanden einige Anwesende als „clever“ oder gar „visionär“. Doch diese Vision ist eigentlich gar nicht so neu, wie sich Gemeinderätin Christine Bourquin erinnert. „Sie entspricht zu 100 Prozent dem, was der Vereinsverband vor etwa sechs Jahren einmal angedacht hatte“. Nicht zuletzt deshalb sei es für sie heute „ein besonderer Moment“. Mit dem Projekt des Ateliers 5 konnten offensichtlich verschiedenste Anforderungen an eine Neuplanung unter einen Hut gebracht werden. Gianni Chini, als einer von fünf Partner-Architekten des Ateliers 5, freut sich dementsprechend, als er den rund 350 in der Aarfit-Halle anwesenden Aarbergerinnen und Aarbergern sein siegreiches Projekt vorstellen kann: „Die Topografie des Bauwerks verläuft über drei Ebenen“, so Chini. So gibt es einerseits das Niveau auf Höhe des heutigen und auch künftigen Postauto-Bahnhofs. Dort wird sich weiterhin der Eingang zur Post und voraussichtlich zu einem Denner und einem Kiosk befinden. Mit einer Rolltreppe gelangt man von dort in den Migros-Supermarkt. Und schliesslich gibt es noch die Ebene des Stadtgrabens. Als wichtiger Punkt des Projekts wird ein rund um die Uhr zugänglicher Lift von dort bis hinauf zur Falkenbrücke der Bevölkerung zur Verfügung stehen.
Auch Samuel Gauler, der für das Ressort Hochbau zuständige Gemeinderat, zeigt sich zufrieden: Nebst einer Attraktivierung stelle die Neuüberbauung auch eine Stärkung der Altstadt dar, ist er überzeugt. Ebenso sollen in den oberen Etagen des Neubaus altersgerechte Wohnungen oder Büro- und Praxisräume entstehen. Als weiterer Trumpf scheint der neu geplante Bushof zu stechen. Allerdings lassen die Projektbilder, welche den Anwesenden gezeigt werden, noch einige Frage offen. Erich Fankhauser, welcher selbst an den Rollstuhl gebunden ist, kann bei den Treppen des Haupteingangs beispielsweise keinen direkten Zugang für Menschen in einem Rollstuhl erkennen. Architekt Gianni Chini versichert jedoch, dass das ganze Bauwerk dereinst den Anforderungen an das Behinderten-Gleichstellungsgesetz entsprechen werde, ja sogar müsse. Die jetzt vorhandenen Abbildungen beruhten auf dem heutigen Planungsstand und da seien viele Details noch nicht ersichtlich oder auch noch nicht geklärt.
Eine Knacknuss wird mit Bestimmtheit die verkehrstechnische Ausgestaltung der künftigen Bahnhofstrasse darstellen. Nicht zuletzt wird auch das Thema der Fussgängerlenkung zwischen Bahn- und Bushof noch geregelt werden. „Das ist uns klar“, so Verkehrsplaner Markus Hofstetter. „Diesen Raum muss man neu beplanen“. Denn derzeit würden beispielsweise auch die Fussgängerquerungen in diesem Bereich ein Problem darstellen.
Heute Freitag startet die öffentliche Mitwirkung zur Zone mit Planungspflicht (ZPP) Post-Areal. „Die ZPP-Vorschriften liegen jetzt in einem Entwurf vor und die Bevölkerung kann sich dazu äussern“, so Marc Lehmann. An der Gemeindeversammlung im Frühjahr 2017 soll die ZPP schliesslich zur Abstimmung gelangen.
Artikel von Markus Nobs aus dem Bieler Tagblatt vom 19.08.2016