Das neuste Werk des Schriftstellers Werner Adams spielt im Berner Seeland. Es beeindruckt mit selten gehörter Wortgewalt.
Artikel von Markus Nobs, Bieler Tagblatt
«Was mich an Werner Adams sehr beeindruckt, sind seine tiefgründigen und fundierten Recherchearbeiten. Obwohl die Geschichte in Romanform geschrieben ist, beruht sie auf wahren Begebenheiten, welche im Staatsarchiv Bern als Gerichts- und Ermittlungsakten belegt sind», sagt Elisabeth Berger, die Leiterin der Aarberger Bibliothek. Ende April wird Werner Adams dort aus seinem neusten Roman «In einem kalten Land» lesen. Und diese, allem voran die menschliche Kälte im damaligen Seeland vor 200 Jahren, ist nicht das einzige, was dieses Werk prägt. Es sind die eindrucksvollen Schilderungen des Umgangs miteinander und nicht zuletzt des Umgangs und der Machtausübung gegenüber der Bevölkerung durch Obrigkeiten, angeführt durch die Kirche. «Ich bin froh, dass Kirche und Staat heute getrennt sind, und dass die Kirche sich um die Seelsorge kümmert und der Staat um das Recht», so Werner Adams. «Was mir persönlich in diesem Buch vor Augen geführt wurde, ist, wie brutal und selbstgerecht in dieser Zeit über Leute gerichtet wurde. Frauen, Minderbemittelte sowie Bedienstete waren mit harten Richtern und unnachgiebigen Moralvorstellungen konfrontiert», sagt Elisabeth Berger.
Familien-Verstrickungen
Der historische Roman handelt von der tragischen Familiengeschichte der Müngers aus Wiler bei Seedorf. Nachdem der Autor im vorangehenden Buch «Die Münger-Morde» vom brutalen Verbrechen im Jahr 1800 an zwei Brüdern des Johann Münger erzählte, erfahren die Leserinnen und Leser nun die Lebensgeschichte des noch lebenden Bruders Johann. Der in einer Lethargie und Depression versunkene Münger ist mit der Rolle des Grossbauers auf dem Münger-Hof gänzlich überfordert. Bereits im fortgeschrittenen Alter heiratet er auf Druck seiner Verwandtschaft eine rund vierzig Jahre jüngere Frau, Marie. Nach mehreren Schicksalsschlägen – die beiden zuerst geborenen Mädchen sterben im selben Monat an Stickhusten – schenkt Marie ihrem Johann den lang ersehnten Stammhalter. Doch nach Johanns Tod flammen die Gerüchte abermals auf, wonach der Meisterknecht der Kindsvater eines oder gar mehrerer Kinder sein könnte.
Als Marie und Rüegsegger, so der Name des Meisterknechts, schliesslich ein Paar werden und weitere Kinder zur Welt kommen, werden die beiden unter den rigiden Moralvorstellungen der Kirche wegen «Unzuchts und Hurerei» buchstäblich bis über die Landesgrenzen hinweg verfolgt. Mit einer List werden sie aus dem Elsass ins Seeland zurück gelockt.
Interesse am Seeland
Warum liegen Werner Adams die Stoffe aus dem Seeland derart am Herzen? «Einerseits mag ich die wunderschöne Dreiseen-Landschaft, in der sich Deutsch und Welsch begegnen», so der Autor. «Andererseits ist meine Grossmutter eine geborene Lauper aus Wiler bei Seedorf.»
Adams hat bereits einen weiteren Pfeil im Köcher. Das neue Werk trägt den Titel «Archivgeflüster» und erzählt in sechs Kurzgeschichten allerlei Merkwürdiges über Leute im Seeland und insbesondere aus der Region um Aarberg. Erscheinen wird es im Herbst dieses Jahres. Auch für einen weiteren Roman seien die Archivrecherchen bereits abgeschlossen, so Adams. Mehr dazu möchte er aber noch nicht verraten.
Lesung in Biel, Vernissage in Aarberg
Heute Samstag um 18 Uhr wird Autor Werner Adams in der Stadtbibliothek Biel (3. Stock) aus dem Roman «In einem kalten Land» lesen. Der Eintritt ist frei (Kollekte).
Die Buchvernissage mit Lesung des Autors und musikalischer Begleitung durch Res Muhmentaler findet am Donnerstag, 28. April, um 19.30 Uhr in der Bibliothek Aarberg statt (Teilnahme gratis, Platzzahl beschränkt). Reservationen möglich am Ausleihpult oder per Mail an biblio.aarberg@bluewin.ch.