Fred Kohler vor dem Hintergrund seines geliebten Mühletals. In den Händen hält er die noch fast neue Tafel, welche bereits wieder ausgewechselt wurde.
Anwohner des Mühletals wähnen sich in Seldwyla. Der Kanton hat die im April erstellte Signalisation bereits wieder gegen eine neue austauschen lassen.
Eigentlich schade, dass es in Aarberg keine Fasnacht mehr gibt. Denn was sich kürzlich im Mühletal (heutige Schreibweise) zwischen Aarberg und Radelfingen abgespielt hat, hätten Schnitzelbänkler durchaus als Steilvorlage für ihre Auftritte verwenden können. Das kam so: Die Freude unter den 46 registrierten Anwohnerinnen und Anwohnern war gross, als im vergangenen Frühjahr das Mühletal endlich mit offiziellen Verkehrssignalen beschriftet wurde. Von nun an galt man also auch aus verkehrstechnischer Sicht als Ortschaft (das BT berichtete). Mit dieser Massnahme soll die Oertlichkeit besser wahrgenommen und signaltechnisch aufgewertet werden, wie Jürg Beutler vom kantonalen Tiefbauamt damals ausführte. Sicher ist: Die Signalisation führt dazu, dass den vorbei fahrenden Fahrzeuglenkenden bewusst wird, dass sie einen Innerortsbereich durchfahren. Dadurch soll das Tempo reduziert und die Aufmerksamkeit erhöht werden. Soweit so gut. Dass für die neue Beschriftung die alte Schreibweise „Mühlethal“, also mit zweimal „h“, gewählt wurde, erstaunte Anwohner Fred Kohler damals zwar. Er fand dies aber richtig, da es die urtümliche Schreibweise des Weilers sei. Kohlers Vater hatte die dortige Mühle bis zur deren Schliessung im Jahr 1959 noch selbst betrieben. Auch zwei historische Schilder der stillgelegten Mühle tragen noch heute den Schriftzug „Mühlethal“.
Doch einige Anwohner und auch die Post hatten offenbar etwas gegen die neue Beschriftung in der alten Schreibweise. So kam es, dass die Gemeinde Aarberg den Bewohnern im September einen Brief zukommen liess, in dem stand, dass die neue, pardon alte Bezeichnung zu erbosten Anrufen geführt habe. Der Grund: Die Post habe auf Maschinen geschriebenen Adressen zusätzliche Aufdrucke angebracht, wonach den Absendern die korrekte Adresse mitzuteilen sei. Und diese laute eben: „Mülital“. Denn schriftenpolizeilich registriert sind die Einwohnerinnen und Einwohner des Mühletals unter der berndeutschen Bezeichnung „Mülital“. Laut Fred Kohler habe die Gemeinde argumentiert, dass diese Bezeichnung schon vor Jahrzehnten so festgelegt und dies auch bei allen staatlichen Stellen so eingetragen sei.
Dem widerspricht Kohler vehement: „Ich habe dem Gemeinderat eine Stellungnahme zukommen lassen und darauf hingewiesen, dass es nicht zutreffe, dass die Bezeichnung bereits vor Jahrzehnten geändert wurde“. Denn: „Sogar die Gemeinde selbst hat mich noch vor rund zehn Jahren mit der alten Bezeichnung angeschrieben“, schmunzelt Kohler. Auch bringe die Post den Vermerk nur auf den mit Maschinen bedruckten und nicht etwa mit den von Hand geschriebenen Briefen an. Kohler: „Man hätte also den Mut haben können, die Tafel mit der alten Anschrift stehen zu lassen“. Doch seine Intervention nützte nichts: Soeben hat der Kanton auf Aufforderung der Gemeinde die noch fast neuen Ortstafeln bereits wieder auswechseln lassen. Interessant: Auf der Haltestellen-Tafel des Postautos steht derweil noch immer "Mühlethal" in der alten Schreibweise. Und Kohler hat sogleich einen weiteren Widerspruch entdeckt. "Es steht Mühlethal bei Radelfingen darauf, dabei müsste es richtigerweise Mühlethal bei Aarberg heissen, denn wir gehören ja zur Gemeinde Aarberg".
Artikel von Markus Nobs aus dem Bieler Tagblatt vom 31. Dezember 2014.