Zumba zwischen Zwiebeln

Deutlich mehr Stände mit Zwiebeln als in den Vorjahren und mehrere tausend Besucher am Aarberger Zibelemärit.
Sie sei froh, dass der Nebel hocken bleibe, denn das sei besser für die Ambiance am Zibelemärit, sagt eine Marktfahrerin, welche mit Wollmütze und Daunenjacke bekleidet hinter ihrem Stand steht und seit den Morgenstunden gute Geschäfte macht. So blieb es auch: Die Sonne liess sich nur kurz einmal durch die Nebeldecke hindurch erahnen und im Seeland lag der Nebel den ganzen Tag über wie in einer Badewanne; herbstlich eben. Einem dem dies ebenfalls nichts ausmachte war der Aarberger Heinz Brunner, welcher seinen Stand vor dem ehemaligen Modegeschäft Aeschbacher aufgestellt hatte und dort die wunderschönen, mit Trockenblumen und Schleifen verzierten Zwiebelzöpfe seiner Frau verkaufte. „Die Zwiebeln sind aus Kallnach und meine Frau Susi zöpfelt sie alle von Hand“. Er selbst sei Werkzeugmacher und habe „diese hier“ hergestellt. Brunner zeigt dabei auf ein tütenförmiges Geflecht aus einer Art Kaninchengitter, welches bis zum Rand hin mit Knollengewächsen aufgefüllt ist. Sozusagen ein Zwiebelzopf für den technisch orientierten Mann. „Jede Zwiebel wird drei Mal in die Hände genommen“ bevor sie schliesslich als Teil eines der schönen Zöpfe zum Verkauf bereit sei, weiss Brunner. „Auch die Blumen pflückt meine Frau selbst und die hängen dann das ganze Jahr über in meiner Werkstatt zum Trocknen auf“, schmunzelt er.
Etwas weiter vorne bietet ein als Clown verkleideter Mann Hobelkäse zum Degustieren an. „Aesset Chäs, Chäs isch gsung“, schreit er in die Menge. „Ja, man muss halt auffallen“, sagt ein Passant zu ihm. Beide nicken und lachen dabei. Tatsächlich, in dieser Menschenmenge könnte ein kleiner Käsestand durchaus übersehen werden, denn das Angebot an Essbarem ist gross: Hier der traditionelle Zwiebelkuchen, dort die Frühlingsrollen der gebürtigen Thailänderin und ein paar Schritte weiter die Käseschnitte, welche gerade aus ihrem öligen Bad auftaucht. Auch das Chnoblibrot oder der Zopf am Meter, diesmal einer aus Teig, dürfen nicht fehlen.
„So geht das nicht“, ist die energische Stimme des Chauffeurs zu hören, welcher gerade mit grösster Mühe seine „Tschu-Tschu-Bahn“ aus der Holzbrücke lenken konnte. „Einer der Stände ist viel zu weit vorne“ meldet er der Frau von der Grossbank, welche nebst weiteren Unternehmen das Gratis-Bähnli für den heutigen Tag gesponsert hat. Später sieht man, dass das Bähnli seine Runden immer noch dreht, obwohl der betroffene Stand noch an der gleichen Stelle steht. Der Chauffeur hatte sich wohl arrangieren müssen.
Draussen bei der Bargenbrücke geht es sportlich zu und her: Hinter den Trampolin springenden Kindern hat sich eine Tanzgruppe in Position gebracht. Zu rhythmischen Klängen führen sie „Zumba“ vor. In kurzärmligen Shirts springen sie vor und zurück, auf und ab und dabei scheinen sie die kühlen Temperaturen unter dem Nebel gar nicht erst zu spüren. Die Marktfahrerin gegenüber trägt indes noch immer ihre Daunenjacke und die wollene Kappe.
Artikel von Markus Nobs aus dem Bieler Tagblatt vom 3. November 2014