Der Aarberger Gemeinderat will die Steuern in den nächsten fünf Jahren nicht erhöhen. Ob die Rechnung aufgeht, wird sich zeigen.
Eigentlich hätte es im Vorfeld des Mehrzweckhallen-Baus in der Aarolina aus finanzieller Sicht kaum schlechter laufen können: Zuerst kamen Altlasten im Boden zum Vorschein, welche die Kosten für das Gesamtprojekt plötzlich auf 10,55 anstelle der geplanten 8,9 Millionen Franken ansteigen liessen. Schliesslich entsagte auch noch der Berner Regierungsrat einen happigen Brocken aus dem Sportfonds. Anstelle des erhofften Zustupfs von 1,3 Millionen Franken wurde dem Aarberger Projekt lediglich 371‘000 Franken zugesprochen. Es sah düster aus am Aarberger Finanzhimmel. Gegner des Mehrzweckhallenbaus, so unter anderem die „IG Gesunde Finanzen in Aarberg“ um den ehemaligen SVP-Gemeinderat Hans Pfäffli, prognostizierten im Vorfeld der Abstimmung einen Anstieg des Steuerfusses auf 1,70 oder gar 1,80 Einheiten.
Fünf Jahre keine Erhöhung
Umso erstaunlicher war es für die achtzig anwesenden Aarbergerinnen und Aarberger, als ihnen Gemeindepräsident Fritz Affolter nun an der Gemeindeversammlung den Finanzplan für die nächsten fünf Jahre erläuterte: Die Steueranlage soll bis ins Jahr 2019 auf dem heutigen Stand von 1,64 Einheiten verharren. Grund für diese erfreuliche Entwicklung scheint unter anderem zu sein, dass bereits im kommenden Jahr knapp eine Million Franken an zusätzlichen Steuereinnahmen zu verzeichnen sein werden. Der grösste Brocken wird bei den Einkommenssteuern der natürlichen Personen verzeichnet: Eine Zunahme von satten 3,3 Prozent werden diese an den Aarberger Finanzhaushalt zusätzlich beisteuern. 1,2 Prozent davon resultieren aus der Aufhebung der Berufskostenpauschale, welche der Grosse Rat des Kantons Bern im Dezember 2013 beschlossen hatte. Die Planung der Steuererträge von juristischen Personen, der Unternehmen also, sei hingegen schwierig, so die Botschaft des Aarberger Gemeinderats: „Die Rentabilität der juristischen Personen zu erahnen, ist für das Gemeinwesen jeweils eine Herausforderung“. In der Planzeitspanne bis 2019 werde deshalb von einem bescheidenen Wachstum von einem Prozent an Gewinn- und Kapitalsteuern ausgegangen.
Zulasten des Eigenkapitals
Trotz der zu erwartenden Mehreinnahmen an Steuern wird im Budget des kommendes Jahres ein Defizit von 975‘000 Franken veranschlagt. „Die positiven Rechnungsabschlüsse in den Vorjahren sowie die derzeit gute Eigenkapitalreserve erlauben einen Aufwandüberschuss in der veranschlagten Höhe“, ist der Gemeinderat überzeugt. Aber: Bis 2019 sei jährlich mit einem Defizit von einem Steuerzehntel zu rechnen. Dies könne jedoch mit dem bestehenden Eigenkapital, welches bis in fünf Jahren um zwei Millionen Franken abnehme, gedeckt werden. Fazit: Während heute viereinhalb Millionen an Eigenkapital vorhanden sind, soll dieses also bis 2019 auf rund zweieinhalb Millionen Franken zusammenschrumpfen.
Artikel von Markus Nobs aus dem Bieler Tagblatt vom 29.11.2014