Eine Weitwanderung von Aarberg nach Le Landeron

Eine Woche vor der Abstimmung zur Masseneinwanderungs-Initiative entschlossen wir uns zu einer Weitwanderung von Aarberg nach Erlach - und noch etwas weiter.

Die erste Strecke bis zur eisernen Brücke kennen die treuen Leserinnen und Leser aus den Wandergeschichten "Der Weg ins Glück" Teil 1 und 2 bereits.

Nun gut, auch diesmal, an einem stark bedeckten Samstag mit Temperaturen um den Gefrierpunkt setzen wir uns von Aarberg dem Hagneckkanal in Richtung "Ratteri-Brücke" in Bewegung. "Wir", das sind übrigens mein Hund Levin (7 1/2) Jahre und ich (ein paar wenige Jahre älter, beide leicht ergraut an den Schläfen).

Auf der Höhe der Römerstrasse waren auch diesmal keine Römer unterwegs. Dafür fallen uns kurz davor im kleinen Waldstück, das den Hagneckdamm säumt, mehrere grosse Erdhügel mit je einem grossen Loch darin auf: Es handelt sich um Fuchsbauten.

Vom Specht ist diesmal nichts zu hören. Vielleicht wegen der ferngesteuerten Motorflieger, welche auf der anderen Aareseite in den Himmel schiessen, um kurz darauf wieder im Sturzflug gegen die Erde zu stürzen.   

Bei der Eisenbrücke angelangt, setzen wir unseren Weg flussabwärts auf der rechten Uferseite fort. Das ist spannend: Kurz nach der grossen Baustelle, bei welcher derzeit die Hochwasserschutzmassnahmen realisiert werden, treffen wir auf mehrere beeindruckende Bauwerke. Solche von Natur-Architekten. Hier müssen des nachts emsige Biber am Werk sein. Nebst vielen umgeknabberten Bäumen und Bäumchen, stechen uns die Hügel aus Holz und Schilf ins Auge.  

"Vielleicht kann ich das Holzstück jemandem anwerfen"
Von weitem hört man Schüsse. Ah ja, es ist Samstag und ich denke mir, dass da ein Schützenverein seinem Hobby frönt. Unweit vor der Brücke in Hagneck finde ich am Wegrand ein Stück Holz, welches zweifellos auch einmal durch Biberzähne bearbeitet wurde, bevor es wohl ein Hund (nicht meiner) hierhin verschleppt hat. "Ich nehme es mit auf meinen Weg", denke ich. Wer weiss, vielleicht kann ich es noch gebrauchen. Es könnte ja sein, dass die Schüsse gar nicht von einem Schiessstand her stammen und mir plötzlich jemand bewaffnet im Wald entgegenkommt. Dann könnte ich das Stück Holz diesem Jemand vielleicht anwerfen... aber wir sind ja glücklicherweise in der Schweiz - und ein solches Vorkommnis ist bei uns eher undenkbar. Levin und ich atmen auf, als uns dies bewusst wird.

In Hagneck nehmen wir den Wanderweg durch den Wald in Richtung Lüscherz und treffen dort im "Surf" zu einer verdienten Mittagsrast ein, bevor wir über den Hügel nach Vinelz weitergehen.

"In den Reben" heisst eine Adresse, noch oberhalb von Lüscherz gelegen. "Rebenweg" nennt sich ein Strässchen dann in Vinelz selbst. Lustig ist, dass weit und breit keine Reben zu sehen sind. Dafür Apfelbäume. Offenbar hat man hier von Bielerseewein auf Seelandmost umgestellt, was ja auch sehr schmackhaft ist und mitunter weniger Kopfschmerzen verursacht.

Die alte Kirche in Vinelz sieht aus wie eine aus der Normandie. Stein auf Stein geschichtet und ein dunkelgraues Aeusseres. Ein düsterer Anblick bei diesem bewölkten Wetter, dafür geschichtsträchtig Link Kirche Vinelz-Lüscherz.

Die Treppe hinab geht es wie von selbst. Beim Camping in Vinelz wählen wir den Uferweg nach Erlach, wo wir auf mehrere umgestürzte Bäume treffen, die im Wasser liegen. Eine wunderschöne Naturlandschaft.

Die letzten Schritte in Freiheit
In Erlach bei der Post: Hier wäre unsere Wanderung eigentlich zu Ende. So war es jedenfalls geplant. "Aha, das Postauto nach Ins ist vor zehn Minuten abgefahren, dasjenige nach Le Landeron fährt zu dieser Stunde am Samstag nicht". Was soll's. "Wir" entschliessen uns (wobei Levin nicht wirklich Einfluss nehmen konnte), bis nach Le Landeron weiter zu marschieren und dort dann den Zug via Biel und Lyss nachhause zu nehmen. Gesagt getan.

Zuvor passieren wir aber noch den Feldweg entlang dem Anstaltsgelände in St. Johannsen. "HALT, STOP" steht dort auf einer grossen, gelben Tafel. Und darunter: "Betreten verboten".
Wäre es hier nicht eher das Problem, dass niemand unerlaubt das Gelände verlassen sollte?

Wir sind uns jedenfalls einig, dass wir das Areal besser nicht betreten und geniessen unsere letzten Schritte auf der heutigen Wanderung in Freiheit - zuletzt durch das malerische Städtchen Le Landeron, welches an diesem Samstag Nachmittag komplett ausgestorben ist.

Text/Fotos: Markus Nobs