Stimmenzähler Bernhard Küffer zeigt seiner Tochter Lenia beim Aarberger Rathaus das knappe Resultat (Bild: Markus Nobs).
Das war knapp. Nur gerade 16 Stimmen gaben den Ausschlag dazu, dass in Aarberg eine Halle mit Mehrzwecknutzung für 10,55 Millionen Franken gebaut werden kann.
„Selbstverständlich haben wir noch einmal nachgezählt“, versichert Gemeindepräsident Arnold Stalder vor dem Aarberger Rathaus. Dort hat sich zuvor eine kleine Traube von Menschen gebildet, welche im Schaukasten neben der Eingangstüre das knappe Resultat begutachten. „Um zwölf Uhr mittags stand es noch unentschieden“, weiss Stalder. Und: „Zuerst sind alle brieflich eingegangenen Stimmen gezählt worden und da stand es genau 627 zu 627 Stimmen“. Eine Patt-Situation also. Danach sei es ans Auszählen der Stimmzettel von denjenigen Aarbergerinnen und Aarbergern gegangen, welche am Sonntagmorgen den Weg zum Stimmlokal unter die Füsse genommen hatten. „Zum Schluss waren es 16 Ja-Stimmen mehr“, so Stalder, der zufrieden ist mit diesem Resultat. Ist es doch das letzte grosse Geschäft unter seinem Präsidium, sozusagen ein schöner Abschluss seiner politischen Karriere in Aarberg.
Bernhard Küffer war einer, der mitgeholfen hatte, das knappe Resultat von heute auszuzählen. Soeben ist er mit seiner achtjährigen Tochter Lenia mit dem Velo vor das Rathaus gefahren, um ihr zu zeigen, wo das Blatt mit dem knappen Resultat aufgehängt wurde. Beim Nachzählen habe er festgestellt, dass sich „auf einem 50er-Bigeli eine Nein-Stimme zu viel“ befunden habe, so Küffer. Auch Gemeindepräsident Arnold Stalder hatte diesen Sachverhalt zuvor erläutert und bestätigt. Es zeige sich, dass eine Nachzählung in jedem Fall notwendig sei, so Küffer.
„Es het mi fascht verjagt daheime“, so Monika Käch, welche ebenfalls vors Rathaus geeilt ist. Nun sei sie froh um dieses Resultat, so die Mutter von zwei schulpflichtigen Knaben. Auch ihr Vater Peter Käch trifft kurz darauf ein und die Erleichterung über das knappe Resultat ist ihm anzusehen: „Ich bin glücklich, dass Aarberg doch noch etwas Neues zustande gebracht hat“, so Käch. Diese Investition sei ja nicht für die ältere Generation, zu welcher er sich selbst zähle, „sondern für die Jugend“, so der immer noch in der Männerriege aktive Volleyballer. „Es ist mir fast vorgekommen wie damals bei der Abstimmung zum Bau des Schwimmbades in Aarberg“, erinnert sich Käch. „Wenn nicht die BKW eine kräftige Mitfinanzierung zugesichert hätte, wäre dieses Generationenprojekt damals nicht angenommen worden“, ist er überzeugt. Heute werde viel Geld in die Sozialhilfe und die Jugendförderung gesteckt. Dass aber eine solche Halle - wie eben auch das Schwimmbad – einen grossen sozialen Nutzen habe und dadurch nicht zuletzt Kinder und Jugendliche in Aarberg eine optimale Infrastruktur vorfänden, „geht bei denjenigen, die immer nur von den Kosten sprechen, oft vergessen“, gibt Käch zu bedenken.
Auch der Turner Rolf Marti ist erleichtert: „Ich bin happy“ und „ja, es wird eine Motivation für das Tagesgeschäft ab nächstem Jahr sein“, so Marti, welcher als Parteiloser auf der Liste der BDP kürzlich neu in den Aarberger Gemeinderat gewählt wurde. Samuel Gauler, der Präsident der sogenannten Aarfit-Kommission, welche das Geschäft vorbereitet hatte, sagt, er sei „wahnsinnig glücklich“. „Wir haben gewonnen und das ist fantastisch“. Ein wichtiger Schritt für die Zukunft sei es, ist Gauler überzeugt. „Ich bin mir in den letzten Wochen vorgekommen wie ein Wanderprediger, doch der Einsatz hat sich gelohnt“. Dieser Sieg tut ihm merklich gut. Hatte der SP-Mann doch im kürzlich geführten Wahlkampf ums Gemeindepräsidium gegen Fritz Affolter (SVP) den Kürzeren ziehen müssen.
„Mir wäre ein deutliches Ja lieber gewesen“, so Hallen-Gegner Hans Pfäffli am Telefon gegenüber dem Bieler Tagblatt. Natürlich sei der Entscheid „demokratisch zu akzeptieren“. Zu denken gebe ihm jedoch die Stimmbeteiligung von nur rund 45 Prozent, welche für ihn ein Signal sei. Hätten doch bei der letzten Abstimmung noch 1070 Personen Ja gesagt, seien es diesmal mit 690 deutlich weniger gewesen“. Pfäffli hatte in der Woche vor der Abstimmung mit einem Flugblatt, das er in alle Haushalte verteilen liess, die Stimmung in Aarberg noch einmal gehörig angeheizt. Insbesondere die jährlichen Folgekosten in den nächsten zehn Jahren, welche sich auf durchschnittlich 811‘000 Franken belaufen würden, sind ihm ein Dorn im Auge. Dies bedinge eine Steuererhöhung um 1,5 bis 2 Steuerzehntel, gab Pfäffli bereits im Flugblatt zu bedenken.
Bedenken, die die Hälfte der Aarbergerinnen und Aarberger, wie das jetzige Abstimmungsresultat zeigt, mit ihm teilten. Die andere Hälfte jedoch, sah das anders. Und diese hatte 16 Stimmen mehr auf ihrer Seite.
Artikel von Markus Nobs aus dem Bieler Tagblatt vom 26.11.2012.
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