Erneuter Anlauf für eine Mehrzweckhalle

Fritz Affolter (vorne) und Samuel Gauler: Eben noch Kontrahenten im Kampf ums Gemeindepräsidium. Jetzt stehen sie Seite an Seite für ein Ja zur Mehrzweckhalle ein (Bild: Markus Nobs).
Altlasten verteuern die Aarberger Mehrzweckhalle um 1,65 Millionen Franken. In einer Woche kommt es zur erneuten Abstimmung an der Urne.
Am 28. November 2010 hing der Himmel für die Hallenbefürworter noch voller Geigen: Die Aarbergerinnen und Aarberger hatten soeben den Bau einer Mehrzweckhalle mit fast zwei Dritteln Ja-Stimmen gutgeheissen. "Mir hei se", rief der SP-Gemeinderat Samuel Gauler damals seinen Mitstreitern vor dem Aarberger Rathaus zu. Jetzt, zwei Jahre nach diesem Freudentag, werden die Stimmberechtigten am 25. November 2012 noch einmal mit einem Ja an der Urne bekräftigen müssen, dass sie trotz dem finanziellen Mehraufwand von 1,65 Millionen Franken nach wie vor am Bau der Mehrzweckhalle festhalten wollen. Auf diese Summe belaufen sich nämlich die Zusatzkosten für die Triage, den teilweisen Abtransport sowie die Entsorgung der Altlasten, welche auf dem vorgesehenen Bauplatz gefunden wurden. Die Entsorgungskosten der teils stark belasteten Stoffe alleine beträgt rund eine Million Franken. Im Gesamten wird die Halle also inklusive Mehrkosten aufgrund der Altlasten neu 10,55 Millionen Franken kosten.
"Was geschieht, wenn die Stimmberechtigten Nein sagen", wollte ein Anwesender an der Informationsveranstaltung von vergangener Woche im Aarberger Krone-Saal wissen. "Dann müssen wir wieder von vorne beginnen", so Samuel Gauler konsterniert. Unterstützung erhält Gauler von Fritz Affolter (SVP): "Es ist unschön, aber es gibt kein Zurück mehr", so Affolter gegenüber dem Bieler Tagblatt. "Alles andere ist einfach schlechter", ist er überzeugt. Damit meint er den Fall, dass der Hallenbau an der Urne abgelehnt würde. Bis heute sind nämlich bereits Kosten von rund 420'000 Franken aufgelaufen. Affolters Meinung zum Projekt wird in Aarberg derzeit stark beachtet, wurde er doch Ende Oktober mit einem Spitzenresultat im ersten Wahlgang zum neuen Aarberger Gemeindepräsidenten gewählt. Seine Partei errang vier von sieben Sitzen im Gemeinderat.
Alt-Gemeinderat Hans Pfäffli gab am Informationsanlass zu bedenken, dass die Mehr-zweckhalle zwar "ein sehr schönes Projekt" sei. "Mit Abstand ist es aber auch das teuerste weit und breit". Um den Schulbetrieb aufrecht zu erhalten, brauche Aarberg diese Halle nicht. Und: "Es ist alles nur für die Vereine", so Pfäffli. "Was zahlen denn die Vereine an die Halle?" wollte er vom Gemeinderat wissen. Samuel Gauler antwortete ihm, dass man über die Benutzung und allfällige Gebühren erst sprechen werde, wenn der Entscheid für den Hallenbau definitiv sei. Im Vorfeld habe der Gemeinderat dies immer transparent deklariert.
Für Dominik Herren von der BDP Aarberg indes ist klar: „Der längst fällige und versprochene Bau einer grossen Turnhalle mit Mehrzwecknutzung bedeutet eine Investition von der grosse Teile der Bevölkerung profitieren werden. Der Bau wird Aarbergerinnen und Aarberger im wahrsten Sinn des Wortes bewegen“. So sieht das auch die Apothekerin Christine Bourquin (FDP), welche neu in den Gemeinderat gewählt wurde: „Ich bin überzeugt, dass wir mit dem Bau der Mehrzweckhalle unsere Stellung als attraktives regionales Zentrum festigen können“.
Auf die öffentliche Stimmung in der Gemeinde zu schliessen, sollte einem erneuten Ja nichts im Weg stehen. Es sind fast ausschliesslich positive Stimmen zu vernehmen. Von den Parteien hat einzig die EDU ein Nein empfohlen. Offen bleibt derzeit natürlich, wie viele Aarbergerinnen und Aarberger am 25. November aus finanziellen Gründen oder weil sie für sich keinen Nutzen in der Halle sehen, stillschweigend ein Nein in die Urne legen werden.
Artikel von Markus Nobs aus dem Bieler Tagblatt vom 14.11.2012
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