Ein Kinderprojekt durch und durch

Ganze zwei Jahre haben 35 Aarberger Schülerinnen und Schüler daran gebaut. Jetzt ist sie fertiggestellt: Die Boulderwand im Chinderhuus.
Im Dachstock des Aarberger Chinderhuus an der Kappelenstrasse 1 wimmelt es heute von Kletterwilligen. Gross und Klein wollen die soeben eingeweihte Boulderwand gleich selbst testen. „Bouldern, das ist dasselbe wie Klettern, einfach ohne Seilsicherung und nicht so hoch über Boden“, weiss Projektleiter Urs Wildeisen. Wer herunterfällt, wird durch dicke Schaumstoffmatratzen aufgefangen. Die strahlenden Gesichter der anwesenden Kinder verraten, dass das, was ihnen heute zur Benützung übergeben wird und sie notabene in den letzten zwei Jahren mit ihrem Lehrer Urs Wildeisen selbst geplant und erbaut haben, eine tolle Sache ist. „Mir war wichtig, dass die Kinder von Anfang an in den gesamten Prozess eingebunden waren“, so Wildeisen. Nebst dem Aufbau, bei welchem für das Anbringen der Klettergriffe nicht weniger als 2‘000 Löcher gebohrt werden mussten, haben sich die Kinder auch für das Beschaffen der notwendigen Sponsorengelder ins Zeug gelegt. Nicht weniger als 50‘000 Franken mussten beschafft werden, damit das Kletterprojekt auch finanziell auf sicheren Füssen stand. Füsse ist auch gleich das Stichwort: Als Letztes galt es nämlich, die restlichen der 150 Paar Kletterfinken in verschiedenen Grössen anzuschaffen, damit jedes der Kinder seine gewählte Route bewältigen kann, ohne dabei abzurutschen.
„Wir finden das Bouldern eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung“, so Bethli Berger, Präsidentin des Gemeinnützigen Frauenvereins Aarberg. So sei bald einmal klar gewesen, dass die 5‘000 Franken zur Finanzierung eines Teils der Aussenhülle, in welche die Kletteranlage eingebaut ist, gesprochen würde. Nebst vielen weiteren Sponsoren unterstützte auch die Burgergemeinde mit ebenfalls 5‘000 Franken das Vorhaben. Doch nicht zuletzt hier haben die Kinder abermals angepackt: Mit selbst gebackenen Waffeln und Kuchen oder dem Ausschenken von Kaffee am letzten Zibelemärit konnten weitere wichtige Einnahmen erzielt werden.
Einen besonderen Gast durfte das Leiterpaar des Chinderhuus Aarberg, Barbara und Martin Vonäsch, aus Magglingen begrüssen: Gastredner Walter Mengisen, den Direktor der eidgenössischen Hochschule für Sport. Eine Metapher fürs Leben sei sie, diese Kletterwand, so Mengisen. „Wie überwinde ich die nächste schwierige Stelle?“ oder „wage ich den nächsten Schritt?“. Das seien nämlich Fragen, welche sich auch im Leben immer wieder stellen würden. Danebst, dass Bouldern „einfach Spass“ mache, stärke dieser Sport den das Selbstvertrauen. Nicht zuletzt sei Klettern wertvoll für die Hirnreifung, die Kraft und den Gleichgewichtssinn bei den Kindern.
Markus Nobs (Artikel im Bieler Tagblatt vom 25.06.2012)
* * *